Die Sammlung Perthes, die der Freistaat Thüringen mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder 2003 erwarb, bildet den Kern der neuzeitlichen Bestände der Forschungsbibliothek Gotha. Sie umfasst die Überlieferungen der Verlage Justus Perthes Geographische Anstalt Gotha und Justus Perthes Geographische Verlagsanstalt Darmstadt sowie des VEB Hermann Haack Geographisch-Kartographische Anstalt Gotha. Der Verlag Justus Perthes wurde 1785 im Umfeld des Gothaer Hofes gegründet. Perthes übernahm den Verlag des Gothaer Hofkalenders/Almanach de Gotha, der im 19. Jahrhundert zum bedeutendsten Lexikon des europäischen Adels aufstieg.

Der naturwissenschaftlich interessierte Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha und Altenburg sammelte zugleich Atlanten und Geographica und berief mit Franz Xaver von Zach einen der damals bekanntesten Astronomen nach Gotha. Zach errichtete auf dem Gothaer Seeberg die erste freistehende Sternwarte Deutschlands und schulte den Gothaer Hofjuristen Adolf Stieler auf dem Feld der Kartographie. Stieler unterbreitete um 1810 Justus Perthes die Idee eines Atlasses, der den Perthes Verlages zu einem der europaweit führenden kartographisch-geographischen Verlagshäuser des 19. und 20. Jahrhunderts machte. Internationale Ausstrahlung erlangte der Verlag seit 1855 mit „Petermanns Geographischen Mitteilungen“.

Die Sammlung Perthes dokumentiert in der Geschlossenheit und Verflechtung ihrer Bestände von Kartensammlung, Bibliothek und Archiv die letzte Phase des Entdeckungszeitalters, während der das Innere der nichteuropäischen Kontinente und die Polargebiete erforscht wurden. Zugleich gewährt sie unikale Einblicke in die Kartenproduktion des 19. und 20. Jahrhunderts.