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Transkontinentale Koproduktionen

Transkontinentale Koproduktionen

Deutsche Expeditionen in den östlichen Sudan 1860–1874

Wenn der Zusammenhang zwischen der europäischen Erforschung Afrikas und dem Kolonialismus aus der Retrospektive eindeutig erscheint, dann mag es verwundern, dass noch in den 1860er Jahren afrikanische Reisende, Gelehrte und Politiker europäische Wissenschaftler zu sich einluden, sich mit ihnen austauschten und sie bei ihren Unternehmen unterstützten. Sie taten dies auf Grundlage ihrer jeweils eigenen Motive und Strategien, sodass der Verlauf vieler vorkolonialer Expeditionen zwischen sehr unterschiedlichen – und nicht allein europäischen – Interessengruppen ausgehandelt wurde. Vor diesem Hintergrund ist es notwendig, solche Unternehmungen nicht länger als die zielgerichtet verlaufenden Projekte einzelner Akteure zu verstehen, sondern vielmehr als transkontinentale Koproduktionen.

Wenn der Zusammenhang zwischen der europäischen Erforschung Afrikas und dem Kolonialismus aus der Retrospektive eindeutig erscheint, dann mag es verwundern, dass noch in den 1860er Jahren afrikanische Reisende, Gelehrte und Politiker europäische Wissenschaftler zu sich einluden, sich mit ihnen austauschten und sie bei ihren Unternehmen unterstützten. Sie taten dies auf Grundlage ihrer jeweils eigenen Motive und Strategien, sodass der Verlauf vieler vorkolonialer Expeditionen zwischen sehr unterschiedlichen – und nicht allein europäischen – Interessengruppen ausgehandelt wurde. Vor diesem Hintergrund ist es notwendig, solche Unternehmungen nicht länger als die zielgerichtet verlaufenden Projekte einzelner Akteure zu verstehen, sondern vielmehr als transkontinentale Koproduktionen.

In diesem Sinne möchte ich in meinem Dissertationsprojekt eine Reihe deutscher Expeditionen neu interpretieren, die in den 1860er und frühen 1870er Jahren mindestens zeitweilig das Ziel verfolgten, das Reich Wadai im östlichen Sudan zu erreichen. Diese bieten sich als Untersuchungsgegenstand an, weil sie eine bedeutende Phase deutscher Afrikaforschung darstellten, in der die Reisetätigkeit nicht nur intensiviert, sondern auch politisiert und popularisiert wurde. Darüber hinaus sind die Expeditionen verhältnismäßig gut durch Selbstzeugnisse dokumentiert. Diese eröffnen einen grundsätzlich anderen Blick als die stark redigierten Reiseberichte, die oftmals bis heute die Vorstellungen von Expeditionen prägen. Auf diese Weise soll auch ein neuer Zugang zu nichteuropäischen Akteuren gewonnen werden, die ausschlaggebend für die Ermöglichung, die Verläufe und die wissenschaftliche Arbeit der somit koproduktiven Forschungsreisen waren. Dabei soll einerseits die Beteiligung der oftmals subalternen Reiseteilnehmer wie Diener, Sklaven oder Kinder untersucht werden, andererseits aber auch die politische Dimension der Unternehmungen, in der afrikanische Eliten ebenso eine Rolle spielten wie europäische.

Das Dissertationsprojekt ist Teil des drittmittelgeförderten Projekts "Geographie und Politik zwischen Nordostafrika und Europa. Selbstzeugnisse als Zugang zu einer relationalen Wissensgeschichte" (gefördert durch die Gerda-Henkel-Stiftung).

Promotionsprojekt
Albert Feierabend, M.A.


Zitationslink
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