Swahili erforschen
Afrikanistische Sprachwissenschaft in Deutschland, Großbritannien und Ostafrika, 1843-1945
Nach der Ankunft erster Missionare im heutigen Kenya in den 1840er Jahren weckte die ostafrikanische Verkehrssprache Swahili in Europa Interesse. Zunächst waren es einzelne Missionare, die die Sprache erlernten, sich über ihre Standardisierung stritten, Sprachproben aufzeichneten und die Bibel übersetzten. Mit der Institutionalisierung der Kolonialwissenschaften in der Wende zum 20. Jahrhundert wurde die Erforschung des Swahili dann in den Metropolen der Kolonialmächte Deutschland und Großbritannien fest etabliert.
Die afrikanistische Sprachforschung steht somit in engem Zusammenhang mit missionarischen und kolonialen Herrschaftsansprüchen über die politischen Umbrüche des 19. und 20. Jahrhunderts hinweg. In meiner Arbeit frage ich daher nach den ideologischen und politischen Faktoren, den Vorstellungen, Netzwerken und materiellen Rahmenbedingungen, die die Wissensproduktion prägten. Dabei rückt zum einen die Konkurrenz und Kooperation europäischer Missionar:innen, Kolonialbeamter und Afrikanist:innen aus transimperialer Perspektive in den Blick. Zum anderen wird der Beitrag afrikanischer Akteur:innen zur Wissensproduktion untersucht – von Gelehrten an der Swahili-Küste bis hin zu Lektor:innen an den kolonialwissenschaftlichen Institutionen in Europa.
Bild: Manuskript der Swahili-Dichtung »Qissati Yusufu«, geschrieben von Muhamadi Kijuma, ca. 1937. © STAATSBIBLIOTHEK ZU BERLIN – Preußischer Kulturbesitz, Orientabteilung, Hs. or. 9893.
Promotionsprojekt
Floian Balbiani, M.A.
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