Inventar 1858-Kunstkabinett: Band 2, fol. 24r, Nr. 2
Objekttext:
Diplomatischer Wasserspender
Die Wasserflasche gehört zu einem Paar von „zwo Muscowit.[schen] Flaschen“, die bereits im Kunstkammerinventar von 1657/59 in der Rubrik „Fremder Nationen Rüstungen, Kleider und Geräte“ u.a. zusammen mit lappländischen Handschuhen, indonesischen Waffen und chinesischen Büchern verzeichnet wurden. Die Benennung liefert einen Hinweis auf die russische Herkunft: Vermutlich handelt es sich um ein Geschenk des Zaren Alexej (1629-1676) an Ernst I. von Sachsen-Gotha-Altenburg, der Fromme genannt (1601-1675). Der Gothaer Herzog zählte zu den ersten westeuropäischen Regenten, die diplomatische Kontakte mit Russland pflegten.
Das runde Trinkgefäß besteht aus rotem Leder mit geprägtem, z.T. vergoldeten Dekor und besitzt zwei Ösen für die durchgezogene Flechtschnur. Schon in der Antike fanden Feldflaschen aus robustem Material, z.B. auch aus Keramik oder Holz, auf Feldzügen oder Pilgerreisen Verwendung. Als diplomatische Gaben gelangten erlesene Stücke wie dieses aufwendig verzierte Exemplar in die Sammlungen europäischer Herrscher, so beispielsweise bereits 1581 eine kunstvoll gefertigte osmanische Lederflasche als Geschenk des Sultans Murad III. an Kaiser Rudolf II.
Elisa Winkler
Bibliographie (in Auswahl)
Literatur:
Brandsch, Juliane; Schuttwolf, Allmuth: Ernst der Fromme (1601-1675). Bauherr und Sammler : Katalog zum 400. Geburtstag Herzog Ernsts I. von Sachsen-Gotha und Altenburg : Aus den Sammlungen der Herzog-von-Sachsen-Coburg-und-Gotha'schen-Stiftung für Kunst und Wissenschaft; Gotha, 2001, S. 112, Abb. S. 112, Nr. 4.25
Däberitz, Ute: 'Vielerley merckwürdige Dinge' : Die Friedensteinische Kunstkammer aus Gotha zu Gast im Schloss Rheydt; Gotha, 2016, S. 54, Nr. 18
Dettmann, Ingrid; Strehlau, Agnes: Die herzogliche Kunstkammer in Gotha, Bd. 1 und 2; Petersberg: Imhof, 2021, 116, 177, 298 (Bd.1); S. 327 (Bd. 2), Abb. VI.4, Nr. VI.4
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