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Ein Schrank mit Perlmutter eingelegt [Namban-Kabinettschrank]

Objektkategorie:
Kabinettschrank
Hersteller*in:
unbekannt
Künstler*in:
unbekannt
Bereitstellende Institution:
Stiftung Schloss Friedenstein Gotha
Herstellung:
Japan
Herkunft:
Japan
Entstehungszeit:
um 1600
Abmessungen:
Höhe: 31,1 cm, Breite: 29,9 cm, Länge: 44,4 cm (gesamt)
Material:
Holz
,
Lack
,
Metall
,
Perlmutter
Technik:
lackiert
,
vergoldet
Beschreibung:
Ein Namban-Kabinettschrank mit Kippklappe, reichhaltigen Perlmuttereinlagen und symbolischem Dekor. Nach den ersten Kulturkontakten um 1600 von japanischen Handwerkern nach Aufträgen von Europäern für den heimischen Bedarf geschaffen.
Inventarnummer:
J31L
Schlagwort:
Ethnographica
Asiatika
Projekt:
imdas
Objekttext:
Unter der Bezeichnug 'Namban' oder 'Südbarbaren' verstand man zunächst nur die 1543 in Südjapan gelandeten Portugiesen, die als erste Europäer als Händler und Christen dort in Erscheinung traten. Während ihrer etwa ein Jahrhundert anhaltenden Handelsvorherrschaft im Inselreich, scheinen sie viele Aufträge an Lackgerät und Möbel ausgelöst zu haben. Vor allem fertigten die japanischen Handwerker unter portugiesischem Einfluß einen Möbeltyp, der ihnen bislang unbekannt war und auch als unjapanisch empfunden wurde. Es sind dies jene Kabinettschränke, reich mit Perlmuttereinlagen (aogai) dekoriert, ja sogar überladen, die im 16/17. Jahrhundert besonders an viele west- und südeuropäische Höfe gelangten. Unübersehbare Kennzeichen des Gothaer 'Namban'-Kabinettschrankes sind sein derber Korpus, die zumeist symmetrische Aufteilung der Gefache, dekorative Überladenheit und die - als frühere Form seltener anzutreffende - Kippklappe. Zu den Beschlagteilen gehört das Schloß mit einer ersichtlich später in Europa aufgebrachten Blende, und der bronzene, vergoldete, Anschlag, der in der Kontur zweimal das Tulpenmotiv sowie eine simple, unjapanische Karoritzung zeigt, mit einem U-Bügel zur Verriegelung. Desgleichen erscheinen die beiden gekröpften Scharniere am Klappenunterrand eher als eine europäische ergänzende Arbeit. Im Vergleich dazu sind die Kantenbleche eindeutig aus japanischer Werkstatt. Auf den Schauseiten dominieren die Blüten der Päonien (botan) und Kamelien (tsuhaki) in einem dichten Blattgezweig, wobei auf der Kippklappe zwei spielende Löwen, die sogenannten China-Löwen (karashishi), ganz im späten mingzeitlichen Stil, zu entdecken sind. Teile des üppigen floralen Dekors und des Löwenfells sind entweder in schillernden Haliotiseinlagen oder in stumpfem Silbergrau ausgeführt. Dieses Hauptmotiv ist doppelt gerahmt: Durch einen Steg von Haliotisstähchen und einem Käsch- oder Zirkelschlagband. Auf den umlaufenden Holzkanten sind volutenartige Ranken mit an- und abschwellender Schlängelfüllung aufgemalt. Kastenoberseite wird geprägt von Wistaria (fuji), und ist besonders reich mit Haliotiseinlagen versehen. Die Seitenflächen werden von Ahorn (momi ji) und Buschklee (hagi), rankenden Kürbisblättern (koro no ha) und einem Gefüge von Kirschblüten und Weidenblättern mit Farnwedeln dazwischen gefüllt. Auf der Rückseite Efeuranken (kizuta). Das Trichterwinden-Motiv (asagao) bedeckt die Innenseite der Deckelklappe. Auf den Blenden der Schübe sind die floralen Motive variationsreich. Auf dem großen Mittelschub Päonienzweige mit Knospen; unten a) Rebenlaub mit Trauben und Ranken, b) Ahorn (morniji) und die 'Sieben Herbstgräser' (nanakusa). Auf den seitlichen kleineren Schüben: Ahornblätter auf dem Fluß, Pfeilkraut (omodaka) und rankendes Gezweig mit Blütensternen der Klematis (sannin so). Die oberen beiden Fächer zeigen Chrysanthemenblüten und Trichterwinden (asagao). Europäischen Vorstellungen von symmetrischer Fächeraufteilung kamen südjapanische Handwerker wohl rasch entgegen, zumal die ausländischen Auftraggeber nach Musterstücken arbeiten ließen. Hier wird das zentrale, verschließbare Fach umgeben von je zwei gleichgroßen Fächern, die die obere und untere Reihe füllen, sowie von je zwei kleineren seitlichen Schüben. Die japanische Tradition der ausbalancierten asymmetrischen Fachaufteilung unterscheidet sich eindeutig von den sog. Namban-Kabinetten.

Herbert Bräutigam, bearbeitet von Kerstin Volker-Saad
Literatur:
Bräutigam: Schätze japanischer Lackkunst; Gotha, 1998, S. 24, 25, 26, Abb. 009, Nr. 009
Bräutigam, Morper: '...über den ziehenden Wolken der Fuji...'; Gotha, 2000, S. 100, Abb. 111
Kyoto National Museum, Nagashima Meiko: Japan : Export Lacquer: Reflection of the West in Black and Gold Makie; Kyoto, Tokyo: Tha Yomiuri Shimbun, Osaka, 2008, S. 100, 303, Abb. 55, Nr. 55
Fux, Herbert: 4000 [viertausend] Jahre ostasiatische Kunst : Ausstellung, 12. Mai-15. Okt. 1978, Minoritenkirche Krems-Stein; Krems, 1978, S. 353f.
Diesinger, Gunter Rudolf; Diesinger, Gunter; Luckhardt, Jochen; Keiser, Bernd: Ostasiatische Lackarbeiten sowie Arbeiten aus Europa, Thailand und Indien : Katalog der Sammlung; Braunschweig, 1990, S. 29f.
Croissant, Doris; Ledderose, Lothar; Budde, Hendrik; Sievernich, Gereon: Japan und Europa 1543 - 1929 : eine Ausstellung der '43. Berliner Festwochen' im Martin-Gropius-Bau, Berlin [23.9. - 12.12. 1993]; Berlin, 1993, S. 270f.

Zugriff und Nutzungsmöglichkeiten

Polygon GeoJSON:
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Stiftung Schloss Friedenstein Gotha
Schlossplatz 1
99867 Gotha
+49 3621 8234-100
sekretariat(at)stiftung-friedenstein.de
In Portal übernommen am:
2024-01-25T15:28:55Z

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