Miniaturstuhl mit grünem Polster und spiralig gedrechselten und verstrebten Stuhlbeinen mit fein geschnitzten Rankenornamenten und Rosetten; Polster: Straminstickerei, gefachte hellgrüne Seide, silbervergoldetes Metallgespinst mit Seidenseele
Inventar 1858-Kunstkabinett: Band 1, fol. 290r, Nr. 210-216
Objekttext:
Mini-Möbel aus Prinzenhand
Das nur etwa 13 cm hohe Miniatur-Stühlchen aus gedrechseltem und geschnitztem Elfenbein mit besticktem Polster mutet an wie ein barockes Puppenmöbel. Es gehört eigentlich zu einem Ensemble aus drei Stühlen und einem dreieckigen Spieltisch. Im gleichen Format sind in Gotha auch noch ein ovaler Kaffeetisch und das passende Kaffeegeschirr erhalten.
Doch die Mini-Möbel wurden nicht von irgendjemandem gedrechselt: durch eine Notiz im Kunstkammer-Inventar von 1717 wissen wir, dass Fürst Johann Friedrich von Anhalt-Zerbst (1695-1742) in seiner Prinzenzeit am Gothaer Hof die Möbelchen herstellte und dann in die Kunstkammer gab.
Zum einen gehörten solcherart Miniaturen zum Kanon einer Kunstkammer, da sie mit der Feinheit ihrer handwerklichen Ausführung Staunen erwecken konnten - umso mehr, wenn sie wie hier aus der wertvollen Materialkombination Elfenbein, Silber/Gold und Seide bestanden. Zum anderen wurde die Elfenbeindrechselei als fürstliches Hobby akzeptiert und sogar gefördert. Unbekannt ist jedoch, ob der Prinz auch die in grün-goldenem Petitpoint bestickten Polster herstellte. Sie tragen letztendlich wesentlich zum kostbaren Aussehen der Stühlchen bei.
Agnes Strehlau
Bibliographie (in Auswahl)
Literatur:
Dettmann, Ingrid; Strehlau, Agnes: Die herzogliche Kunstkammer in Gotha, Bd. 1 und 2; Petersberg: Imhof, 2021, S. 174, 291 (Bd. 1); 39 (Bd. 2), Abb. I.85b, Nr. I.85b
Trümper, Timo: Wieder zurück ++in++ Gotha! : die verlorenen Meisterwerke; Gotha, 2021, S. 262 Seiten, Nr. 6
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