Inventar 1858-Kunstkabinett: Band 1, fol. 312r-313r, Nr. 35/36
Objekttext:
Schimmernd und elementar
Die in der Barockzeit als „Perlmutterschnecke“ bezeichnete Konchylie ist eigentlich das von seiner gemusterten Außenhaut befreite und bis auf die Perlmuttschicht polierte Gehäuse des Nautilus pompilius (auch Perlboot), eines Kopffüßers aus dem Indopazifik. Die Aufteilung der Kalkschale in luftgefüllte Kammern und die Verbindung der Kammern mit einem Kanal ermöglicht dem Tier die horizontale Fortbewegung nach dem Rückstoßprinzip. Nautilus-Schalen waren ihrer gefälligen, dem Goldenen Schnitt entsprechenden Form, ihres Schillerns und ihrer seit der Antike positiven Zuschreibungen wegen beliebte Kunstkammerstücke, die manchmal auch zu Gefäßen gefasst wurden.
Dieser Nautilus ist ungefasst, aber teilweise durchbrochen gearbeitet, sodass man in einige Kammern hineinschauen kann. Er ist außerdem flächendeckend mit figurenreichen Szenen und Ornamenten geätzt und geschwärzt, die in allegorisch-genrehafter Form zwei Elemente darstellen, nämlich auf der einen Seite Feuer und auf der anderen Seite Luft. Ebenfalls eingeätzte Verse auf Deutsch kommentieren diese Szenen auf moralisierende Weise. Dazu gehört noch ein zweites Nautilusgehäuse, auf dem in gleicher Weise Erde und Wasser dargestellt sind.
Agnes Strehlau
Bibliographie (in Auswahl)
Literatur:
Dettmann, Ingrid; Strehlau, Agnes: Die herzogliche Kunstkammer in Gotha, Bd. 1 und 2; Petersberg: Imhof, 2021, S. 350 (Bd. 1); 20 (Bd. 2), Abb. I.34, Nr. I.34
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