Das hölzerne Kästchen mit Elfenbein-Auflagen besitzt florale sowie figürliche Seidenapplikationen. Im Inneren ist der Kasten mit Marmorpapier ausgekleidet, ein herausnehmbarer Einsatz ist mit Taft und Silberborte bezogen.
Inventar 1858-Kunstkabinett: Band 1, fol. 134r, Nr. 33
Objekttext:
Schatulle mit rettendem Knopf
Die kleine barocke Schatulle besteht aus mit Elfenbein verkleidetem Holz und ist mit farbenfrohen floralen und figürlichen Taft-Applikationen versehen. Das Innere ist mit buntem Marmorpapier, ein herausnehmbarer Einsatz mit Taft und Silberborte bezogen. An der Deckelinnenseite befindet sich ein Spiegel.
Eigentlich handelt es sich um ein Toilette- oder Schreibkästchen, doch das Liebespaar-Motiv auf dem Deckel legt die Vermutung nahe, dass es sich um ein Verlobungsgeschenk von Herzog Friedrich II. an seine Frau Magdalena Augusta handelt, das für die Aufbewahrung ganz besonderer Erinnerungsstücke umgenutzt wurde.
Laut dem Inventar von 1717 beherbergte das Kästchen nämlich einen Knopf und eine Kugel, die mit folgender schicksalhafter Episode verbunden sind: Friedrich II. wurde 1696 beim Exerzieren in der Nähe des Gothaer Krahnbergs von einem Querschläger an der Brust verletzt, der Knopf lenkte die Kugel jedoch glücklicherweise ab und verhinderte Schlimmeres. In Erinnerung an die Rettung des Herzogs kam auch die Flinte, aus der der Schuss abgegangen war, in die Gothaer Kunstkammer. Ebenso wurden bis ins 19. Jahrhundert der durch die Kugel durchbohrte Rock und die Weste im Schloss aufbewahrt. Beide befinden sich inzwischen jedoch im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg. Vom Knopf sind noch einige Restfäden im Kästchen erhalten.
Agnes Strehlau
Bibliographie (in Auswahl)
Literatur:
Dettmann, Ingrid; Strehlau, Agnes: Die herzogliche Kunstkammer in Gotha, Bd. 1 und 2; Petersberg: Imhof, 2021, 24, 170, 380 (Bd. 1); S. 321 (Bd. 2), Abb. V.4, Nr. V.4
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